Dein innerer Schweinehund: Vom Zähmen und „Sich-vertraut-Machen“

Jeder und jede von uns hat einen. 

Er sieht aus wie ein niedliches Haustier: Rüssel, Fell, treuer Blick. 

Sehr geeignet zum Kuscheln und Liebhaben. Weil er so süß sein kann.

Meist hat er eine leise Stimme. 

Oft liegt er ruhig rum.

Aber manchmal dröhnt er dir die Ohren voll.

So lange, bis du nachgibst. 

Wer?

Schwein und Hund, Schwein(e)hund. Dein innerer Schweinehund.

Ob wir ihm zuhören? 

Ob wir ihm überhaupt zuhören sollen?

Der Genuss-Schweinehund

Manchmal flüstert er uns etwas ins Ohr. Nicht immer hören wir es. Nicht immer wollen wir es hören. Manchmal bleiben er und es ungehört.

  • „Mach das später!“
  • „Genieß das Leben, die Sonne, den Regen, den Wind!“
  • „Morgen ist auch noch ein Tag!“
 

Kann Sinn machen, das Verschieben. 

Wenn draußen ein Regenbogen seine Farben an dich verschenkt und nicht warten möchte, bis du endlich Zeit hast. 

Wenn heute mal Chillen angesagt ist nach ein paar anstrengenden Tagen oder Wochen oder Monaten, in denen du eh schon viel oder zu viel gemacht hast. 

Wenn du zu den Perfektionisten gehörst, für die GENUG nie GENUG ist. 

Dann kannst du deinem inneren Schweinehund DANKE sagen, dass er dich an dein GENUG erinnert. 

Oder ihn sogar dazu auffordern, es öfters zu machen. 
Dann kannst du ihm schrittweise erlauben, DICH zu zähmen. 

 

„Wem genug zu wenig ist, dem ist nichts genug.“ (Epikur, ein kluger Grieche)

Der Handbremsen-Schweinehund

  • „Mach das später!“
  • „Genieß das Leben, die Sonne, den Regen, den Wind!“
  • „Morgen ist auch noch ein Tag!“
 

Ja, es kann sinnvoll sein, wenn dein Schweinehund so mit dir spricht. 

Manchmal aber erhöht er die Dezibel, bis seine Lautstärke in dir einen Dauer-Tinnitus verursacht. 

Dann will er dich abhalten.

Abhalten, etwas zu tun.

Abhalten, etwas zu leisten.

Abhalten, dir etwas zuzutrauen.

Abhalten, dich weiterzuentwickeln und zu lernen.

Abhalten, du selbst zu sein. In deiner vollen Kraft und Stärke.

Leben mit angezogener Handbremse.

 

Der T-Rex-Schweinehund

Und er kann noch schlimmer, dein Schweinehund.

Weil er dich bei Dauerradio im Gehirn nämlich runterzieht in eine Spirale, die dich schwach macht. 

Mit gemeinen Worten und Sticheleien, die wehtun. Die dafür sorgen, dass dein Lebensradius immer kleiner und kleiner wird. 

  •  „Du schaffst es eh nicht! Lass es bleiben!“
  • „Schon wieder vergeigt, du Loser!“
  • „Warum sollte es heute gelingen, wenn du es schon so oft vergeblich versucht hast?“
  • „Du bist nichts wert!“
  • „Schau dich um: Alle kriegen es hin. Du nicht!“
  • „Gib auf!“
 

Dann macht er dich nieder.

Während er selbst wächst, bis ins Unermessliche.

Entwickelt sich zu deinem inneren T-Rex. 

Mit Krallen, Zähnen und Stampfpfoten.

Nix mehr mit kleinem, süßem Schweinehündchen. GRUAAARRRR statt Wuffwuff

Dann wird es Zeit. 

Zeit, IHN zu zähmen. 

 

Umgang mit der Leine

Doch wie kannst du als Mensch einen T-Rex zähmen?

Indem du ihn auf seine starken Seiten aufmerksam machst. 

Ans „Auf-dich-Achtgeben“. 

Ans „Dich-an-das-Wesentliche-Erinnern“.

Ans „GENUG-ist-GENUG“.

Und ihn vielleicht auch fragst, warum er dich bremst. 

Hat er Angst?

Angst vor neuen Erfahrungen? 

Angst vor Erfolg?

Angst vor Verletzungen und Niederlagen?

Angst davor, nur mehr erwachsen zu sein und das Kindsein mit Lachen, Spielen, Verrücktheiten ablegen zu müssen?

Rede mit ihm.

Und mit dir selbst.

 

Zähme ihn. Zähme dich. Lass dich zähmen. 

Und erinnere dich. 

Erinnere ihn daran, dass er dich erinnert.

Dass du stark sein darfst. 

Erfolgreich. Vielseitig. Strahlend.

Dass du kleine Schritte machen darfst und dich nicht überfordern brauchst mit unmenschlichen Ansprüchen und utopischen Zielen. Machbare Teilziele. Einfach losgehen. Dir auf die Schulter klopfen, wenn du wieder ein paar Meter geschafft hast. 

Dass Fehler wichtig sind und Umwege dich oft an die besten und interessantesten Orte bringen.

Dass du dir deine Träume erfüllen darfst. 

Dass ihr Freunde sein könnt. Du und dein Schweinehund. Gegenseitig gezähmt, miteinander vertraut.

Wie der Fuchs und der kleine Prinz bei Antoine de Saint-Exupéry

Übrigens, einen super und megawirksamen Zähm-Trick verrate ich dir in meinem nächsten Blogartikel, wo ich dir die 10-Minutenregel für deine Motivation vorstelle. 

Und pssst! Du darfst ihn auch deinen (Schul-)Kindern beibringen,  damit sich der Schweinehund beim Lernen und Hausaufgaben-Machen kooperativer zeigt. 

 

5 Antworten

  1. Liebe Claudia, dieser Schweinhund-Artikel ist wunderschön. Genau so ist das für mich. Wenn ich den inneren Schweinehund bekämpfe, wird er wirklich zum T-Rex und lähmt mich. Wenn ich ihn anerkenne, ihn an der langen Leine auf mich aufpassen lasse – dann kommen wir ziemlich gut miteinander klar. Liebhaben und zähmen statt beschämen. Du bist einfach genial. Bitte schreib‘ immer weiter!

  2. Vielen Dank, Claudia für diesen tollen Artikel. Ich mag Deine Art zu schreiben und vor allem Deine Themen. Vielen herzlichen Dank fürs teilhaben lassen. 🙏

    1. Danke, liebe Namensgenossin! Es freut mich, wenn dich meine Themen interessieren. Und ich freue mich immer sehr, wenn ich Feedback bekommen, gern auch kritisches. Liebe Grüße nach Deutschland! Claudia

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